Die Denkprozesse hochbegabter Menschen laufen wesentlich schneller ab, als bei den meisten anderen Menschen. Neue Gedanken tauchen sehr schnell auf, werden in rasender Geschwindigkeit weitergedacht und mit bisherigen Erfahrungen verknüpft (d.h. assoziiert), wodurch weit verzweigte Gedankenketten entstehen.
Oftmals können Hochbegabte diese Gedanken gar nicht so schnell aussprechen, wie sie auftauchen – das Formulieren und Bilden der Wörter benötigt zu viel Zeit. Um trotzdem hinterher zu kommen, reden Hochbegabte oft sehr schnell.
Schnelle und komplexe Gedanken
Dennoch sind häufig die Gedanken schneller als die Worte: während noch der eine Gedanke ausgesprochen wird, ist das Gehirn schon zwei Schritte weiter und als nächstes wird der übernächste Gedanke ausgesprochen. Dadurch erschient es von außen so, als ob Hochbegabte „springen“ oder Gedanken auslassen. Der Gegenüber kann aufgrund der hohen Geschwindigkeit und wegen der Auslassungen inhaltlich nicht mehr folgen und ist verwirrt. Dies führt oft zu Missverständnissen oder dem Eindruck, der Hochbegabte rede „wirres Zeug“ und habe die Sachlage nicht verstanden, obwohl genau das Gegenteil der Fall ist.
Mehr Gedanken
Da die Gedanken schneller gedacht werden, ist auch viel mehr Platz für neue Gedanken. Wenn einem hochbegabten Menschen eine Frage gestellt wird, so hat er in der Regel nicht nur eine sondern einen ganzen Haufen an Antworten im Kopf. Oftmals muss er erst mal die einzelnen Gedanken weiterdenken und überlegen, welche der Antworten nun in der aktuellen Situation gewünscht bzw. „die richtige“ ist. So entsteht eine Pause, der Hochbegabte antwortet auf die vermeintlich einfache Frage nicht sofort und es entsteht der Eindruck, als wenn er keine Antwort hätte – obwohl genau das Gegenteil der Fall ist. Dies ist ein häufiges Problem in der Schule, im Beruf oder in Prüfungssituationen.
Ein Beispiel: die eigentlich simple Frage „Wie geht es dir?“ kann folgende Gedanken auslösen:
„Wie es mir geht? Jetzt im Moment? Ja, wie geht es mir jetzt eigentlich – mal überlegen – ich glaube ich fühle mich gerade ganz wohl, ich habe keinen Hunger, die Sonne scheint, mir ist warm….oder ist damit mein gesundheitlicher Zustand gemeint? Also seit zwei Tagen habe ich wieder diese Rückenschmerzen und gestern hatte ich kurz Halsschmerzen – geht es mir dann also schlecht? Nee eigentlich nicht, die Halsschmerzen sind ja wieder weg. Aber vielleicht kommen sie ja wieder? Ich sollte mich heute nicht so anstrengen, vielleicht ist da eine Erkältung im Anmarsch….. ach, wie es mir geht war ja die Frage….oder bezieht sie sich auf meine aktuelle berufliche Lage? Also, das jetzige Projekt nervt mich schon ganz schön, da kommen wir einfach nicht weiter, geht es mir also schlecht? Nee, das wäre übertrieben, vielleicht ein bisschen genervt….Aber vielleicht bezieht sich die Frage ja auch auf meine partnerschaftliche Situation? Also, da läuft gerade alles ziemlich rund, bin echt glücklich…..also geht es mir gut? Oder finanziell, ist das gemeint? Ist okay, aber könnte besser sein, ich wollte mich ja nach einem neuen Job umsehen, auch weil ich immer so genervt von den Projekten bin, da könnte ich mal wieder im Internet nach Stellen gucken, vielleicht heute Nachmittag? Ach, wie es mir geht war ja die Frage…..Hmmmm…….“
Aus der Perspektive hochbegabter Menschen gibt es keine simple Antwort auf die Frage „Wie geht es dir?“