Viele Hochbegabte zeigen Verhaltenweisen, die an Zwänge erinnern:
- detailliertes Verplanen des Tages oder der Woche
- Anfertigen von Listen oder anderen strukturierten Notizen
- Routinen im Alltag, z.B. immer in der gleichen Reihenfolge den Tag beginnen oder beenden
Dieses Verhalten hilft, den Alltag zu strukturieren und verhindert, dass Dinge vergessen werden, was leicht passieren kann, wenn der Kopf voller Ideen und Gedanken ist. Es bedeutet aber nicht unbedingt, dass eine Zwangsstörung vorliegt.
Der wichtigste Unterschied zur Zwangsstörung ist, dass Hochbegabte dieses Verhalten nicht als belastend empfinden, sondern im Gegenteil als Hilfe und Erleichterung. Zudem gibt es meist einen rationalen und angemessenen Grund für diese Handlungen.
Bei einer Zwangsstörung dagegen werden die Handlungen als belastend und störend sowie sinnlos erlebt und stellen eine subjektive Beeinträchtigung dar. Zwanghafte Menschen sind zudem oft sehr rigide und starr in ihrem Denken und Verhalten, hochbegabte Menschen sind in der Regel genau das Gegenteil.
Aber natürlich können auch hochbegabte Menschen eine manifeste Zwangsstörung entwickeln. Dafür bringen sie einige Risikofaktoren mit: starke Emotionen, hohes Verantwortungsgefühl, Perfektionismus, Tendenz zur Überbewertung der Bedeutung eigener Gedanken und vermehrte Ängste sind Eigenschaften, die die Entstehung einer Zwangsstörung begünstigen können.
Dennoch gilt auch hier wie bei allen anderen psychischen Störungen: genaues Hinsehen und prüfen aller einzelnen Kriterien in verschiedenen Kontexten, bevor bei einem hochbegabten Menschen eine Diagnose gestellt wird.