Hochbegabte Menschen, insbesondere wenn sie keinen allzu schlechten Selbstwert haben, können leicht arrogant oder sogar narzisstisch wirken. Sie haben bereits von früher Kindheit an die Erfahrung gemacht, dass sie schnell große Erfolge erzielen, mit Leichtigkeit andere überflügeln und am Ende recht behalten. Dies führt oft dazu, das sie als Erwachsene große Pläne oder Ideen haben, denen die innere Haltung zugrunde liegt: „Ich schaff das schon irgendwie!“.
Für Außenstehende kann dies oft überheblich oder sogar größenwahnsinnig wirken. Wenn der Hochbegabte dann auch noch mit seiner sachlich-nüchternen Art die eigenen Pläne verteidigt, ist es bis zum Etikett „Narzissmus“ nicht mehr weit. Selbst Fachpersonal (Ärzte, Psychologen) lässt sich hier leicht aufs Glatteis führen und diagnostiziert eine „narzisstische Persönlichkeitsstörung“.
Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung sind jedoch dadurch gekennzeichnet, dass sie in ihrem Verhalten deutlich unflexibel und unangepasst sind, d.h. dass sie das narzisstische Verhalten unabhängig vom Kontext zeigen, selbst wenn es ihnen Nachteile bringt. Und auch wenn sie die Nachteile des eigenen Verhaltens erkennen, gelingt es ihnen nicht, dieses zu ändern. Diese Änderungsresistenz des Verhaltens – auch trotz zunehmender Lebenserfahrung oder nach einer Therapie – ist das grundlegende Merkmal jeder Persönlichkeitsstörung.
Hochbegabte Menschen zeichnen sich jedoch dadurch aus, dass sie ausgesprochen flexibel und offen im Denken sind. Dies ist bei Menschen mit pathologischem Narzissmus nicht der Fall.