Wie kommt es dazu?
Hochbegabte machen in der Kindheit und Jugend oft die Erfahrung, dass sie kompetenter sind als Gleichaltrige: sie müssen weniger Zeit für schulische Aufgaben verwenden, erlernen neue Dinge mit Leichtigkeit (z.B. bezogen auf Hobbies) und haben ein großes Wissen.
Gleichzeitig machen sie aber auch die Erfahrung, dass ihr „so-sein“ auf Irritation, Verwunderung oder sogar Ablehnung und Ausgrenzung stößt. Sie haben andere Interessen als Gleichaltrige, haben andere Empfindungen und ein anderes Erleben. Oft versuchen sie vergeblich, Anerkennung für ihre Eigenschaften – abgesehen von ihren Leistungen – zu bekommen.
Dies kann zu einer tiefen Verunsicherung in Bezug auf die Wahrnehmung der eigenen Person führen und damit zu erheblichen Selbstzweifeln. Es kann dazu führen, dass eine zu starke Fokussierung auf Leistungen erfolgt und nicht die Person an sich Wertschätzung und Anerkennung findet. So entstehen Menschen, die perfektionistisch sind und deren Selbstwertgefühl bei Misserfolgen schnell zusammenbricht.
Bei Hochbegabten kommt noch hinzu, dass diese Menschen oft eine hohe Sensibilität besitzen, die zu leichter Kränkbarkeit führt. So reagieren sie sehr empfindlich auf Missbilligung oder Kritik.
Und nicht zuletzt sind sich Hochbegabte ihrer eigenen Begrenztheit und der Grenzen des Wissens sehr bewusst, was die Selbstzweifel weiter befeuert.
Gelingt es Hochbegabten nicht, diese Gegensätzlichkeiten in ihr Selbstbild zu integrieren, können sie unter schwankendem Selbstwertgefühl leiden.
In Anlehnung an Schwiebert, A. (2015). Kluge Köpfe, krumme Wege?: Wie Hochbegabte den passenden Berufsweg finden. Junfermann Verlag.